REWI/IORP: Sie sind derzeit Austrian Fulbright Scholar in den USA. An welcher Institution sind Sie angebunden? Warum haben Sie sich für diese entschieden?
Ich absolviere meinen Fulbright-Aufenthalt an der Josef Korbel School of International Studies der University of Denver. Hier arbeite ich zusammen mit der Conflict Resolution Initiative und einigen Kolleg*innen, die sich mit inter- und intranationalen Konflikten und „divided societies“ beschäftigen. Ergeben haben sich Kontakte nach Denver vor einigen Jahren bei Konferenzen zu „interactive conflict resolution“ in Harvard. Fulbright bietet mir die Möglichkeit, die Zusammenarbeit, die daraus entstanden ist, zu vertiefen und zu forschen zum Thema: „United in Diversity? Overcoming Identity Politics through Integrative Conflict Resolution“.
REWI/IORP: Was sind Ihre Aufgaben? Lehre? Forschung?
Gleich von Beginn an wurde ich sehr herzlich in die Community am Campus aufgenommen und durfte in mehreren Lehrveranstaltungen und Veranstaltungen der Fakultät vortragen – zum Schutz von Minderheitenrechten und Sprachen in Europa, zu den Funktionen und Gefahren kollektiver Rechte, oder über Initiativen interaktiver Konflikttransformation. In der Forschung arbeite ich an Publikationen zu meinem Forschungsprojekt, unter anderem für einen Sammelband aus den vorher erwähnten Konferenzen, für den ich einen Beitrag beisteuern darf zum Thema: „Adressing Persistent Fault Lines in Multi-Ethnic States“.
REWI/IORP: Was zeichnet die University of Denver aus? Was sind Unterschiede zu Graz?
Die University of Denver ist eine Privatuniversität; das zeigt sich in Studierendenzahlen (etwa 13.000), geringeren Betreuungsrelationen und intensiveren Betreuungsverhältnissen zwischen MitarbeiterInnen und Studierenden. Sie ist aber auch jünger als Graz und wurde in den 1860er Jahren gegründet. In den Uni-Ranking gehört die Josef Korbel School mit ihren Programmen zu den besten der Welt. Der Campus ist in seiner Anlage einmalig, sehr grün und jedenfalls einen Besuch wert. Der Blick auf die Rocky Mountains vermittelt ein bisschen Heimatgefühl.
REWI/IORP: Was waren Höhepunkte Ihres Aufenthalts?
Sicher die vielen Gespräche mit KollegInnen und sehr spannende Veranstaltungen der verschiedenen Zentren der School, zB jüngst zu den Protesten im Iran oder zum Verhältnis zwischen den USA und China. Teilnehmen durfte ich auch an einem „Negotiation Workshop“, den meine Host-Professorin gemeinsam mit dem Dekan geleitet hat, und der meine Einblicke in die Lehre bereichert hat. Weitere Highlights waren Ausflüge in die Rocky Mountains oder an die University of Minnesota, wo ich 2019 Gastprofessor war, und ein Konzert der Wiener Sängerknaben. Außerdem habe ich mein erstes authentisches Halloween erlebt und durfte Süßigkeiten an die „trick-or-treaters“ verteilen.
REWI/IORP: Denver liegt ja am Fuße der Rocky Mountains – können die Kolleg*innen gut Schifahren?
Tatsächlich ist es ein Nationalsport – wenn man es sich leisten kann. Einige Europäer haben den Schisport hier nach dem zweiten Weltkrieg mitgeprägt und auch österreichische Sportler hier trainiert. Die Saison beginnt in manchen Gebieten schon im Oktober und geht bis in den Mai.