1. Was brauchen Sie heute im Beruf, was Sie im Studium nicht gelernt haben?
Forschung und Lehre werden erst dann exzellent, wenn unkonventionelles Denken zum Standard wird. Dies trifft besonders auf die Rechtswissenschaften zu. Um den Mut zum konstanten Hinterfragen, zum Unkonventionellen und auch zum Spielerischen aufzubringen, brauchte ich eine lange Phase der Selbstreflexion – und letztlich Learning by Doing.
2. Welches wissenschaftspolitische Problem lässt sich ohne Geld lösen?
Keines Cents bedarf die Schaffung einer Atmosphäre der Egalität, in der auch der Wissenschaftsnachwuchs gehört und ernst genommen wird – sowohl im wissenschaftlichen als auch im wissenschaftspolitischen Diskurs.
3. Lektüre muss sein. Welche?
Das Lesen ist in der Tat meine Hauptbeschäftigung. Als Augenöffner im Hinblick auf die Eigenheiten des Völkerrechts und des Rechts an sich empfehle ich – auch interessierten Laien – From Apology to Utopia von Martti Koskenniemi. Zu meinen Favoriten zählen ferner Krieg und Frieden von Leo Tolstoi und die Buddenbrooks von Thomas Mann. Und aus der Gegenwart: Gefährliche Geliebte und 1Q84 von Haruki Murakami.
3½. Und sonst so?
Lehre wird dann besonders gut, wenn man eigene Forschung und Begeisterung für Wissenschaft mit in den
Hörsaal trägt.
(Die Zeit N°32, 5.8.2021, S. 39)